Bahnhof Langendreer

Herzlichen Glückwunsch, lieber Bahnhof. 25 Jahre Bahnhof Langendreer, ein Vierteljahrhundert alternative Kulturpolitik. Das hätten sich die streibaren Demonstranten, Linken, Alternativen und auch Langendreer Bahnhofsbewahrer von einst nicht träumen lassen, dass sie mal zum Establishment der Kulturpolitik gehören würden. Doch 25 Jahre und ein paar graue Haare später ist der Bahnhof auf jeden Fall eines: ein feste Größe in Bochum.


Bahnhof Langendreer - 25 Jahre Kulturzentrum

Bahnhof LangendreerWofür steht der schwarze Stern? Für Kulturpolitik, für alternative Kulturpolitik, für linke Politik, für Essen und Trinken, für ein Stück Bochum und ein sehr großes Stück Langendreer. Und das seit fünfundzwanzig Jahren. Schade, dass der Jubiläumstag so trübe begann. Regen vor der großen Geburtstagssause. Es war noch leer. Die Halle war angerichtet, die Technik standby, als sich dieser Moment einstellte, wo alles fertig ist und wo nur noch das Warten auf die Gäste bleibt, für die Drei vom Bahnhof.

Bahnhof LangendreerUnd so saßen sie am Tisch wie vor fünfundzwanzig Jahren, als eine wilde Truppe von politisch und kulturell Aktiven den Bahnhof Langendreer in ihre Hände bekam.

Das ist jetzt schon ein Vierteljahrhundert her.

Bahnhof Langendreer"Wir waren, als wir Mitte der 80er Jahre diese Ruine hier übernommen und dann mühevoll saniert haben, mit ganz anderen Dingen beschäftigt, als mit der Frage, ob wir jemals ein 25-jähriges Jubiläum feiern würden. Dass es jetzt so gekommen ist, ist für uns alle natürlich sehr sehr erfreulich, weil in all den vielen Jahren haben wir natürlich auch immer wieder Situationen erlebt, die für uns schwierig waren.
Aber wir leben nach dem Motto:" Uns geht es gut - wir haben viele Sorgen!"
Rolf Stein, Bahnhof Langendreer

Was aber anscheinend ermutigend wirkt. Rolf Stein ist schon seit den Anfängen dabei. Das Haar nicht mehr ganz so lang und lockig, aber sonst ist vieles noch unverändert. Der Bahnhof legt viel Wert auf seinen alten Charme, das spiegelt sich in vielen Details.

Bahnhof LangendreerBahnhof LangendreerBahnhof Langendreer

Die Frage stellt sich, ob der Bahnhof denn heute wie ein Relikt aus einer anderen Zeit wirkt?

Bahnhof Langendreer"Nein, ich glaube nicht, dass wir wie aus einer anderen Zeit sind. Das Programm, das wir heute machen, ist ein Programm aus 2011, mit Leuten, die in 2011 leben, mit den Musikinteressen, die die Leute haben, mit Kabarett, Theater, was die Leute heute interessiert. Aber auch mit Menschen, die sich selbst organisieren, mit politischen Gruppen, die heute leben, auch mit Jugendlichen, die heute leben. Die haben uns zum Beispiel gestern zum 25-Jährigen ein neues Bild hierhin gemalt, gegen Rassismus hier im Stadtteil. Ich glaube, wir sind hier schon sehr auf der Höhe der Zeit. Wir haben natürlich intern bestimmte Organisationsformen und Prinzipien, die andere Läden so nicht haben. Die sind nicht alle 1986 eingeführt worden, ein paar auch erst später, wie den Einheitslohn; dass wir keinen Geschäftsführer haben, dass wir als selbstverwaltet bestehen. Das kommt von damals, ist aber heute immer noch aktuell und ich glaube auch andere Organisationen, kleinere Betriebe, können sich davon durchaus eine Scheibe abschneiden." Uwe Vorberg, Bahnhof Langendreer

Bahnhof LangendreerIm Jahre 1908 wurde der Bahnhof Langendreer erbaut. 1982 von der Bahn stillgelegt, 1986 wiederbelebt, als ein Ort, wo sich Kunst und Kultur mit Politik vermischen. Also ein politischer Ort, der sich oft und zäh mit dem Bochumer Rathaus behakte.

25 Jahre ein ständiger Kampf?

Bahnhof Langendreer"Nee, das kann man nicht mehr sagen. In den Anfängen war es sicherlich ein Kampf, sich in Bochum durchzusetzen, auch eine Akzeptanz zu finden in der kommunalen Politik. Aus der Zeit stammen dann auch diese Bilder, dass es immer einen Kampf mit der Stadt gibt. Heute haben wir mit der kommunalen Verwaltung aber auch mit den im Rat vertretenen Parteien - bis auf die Faschisten - eine Arbeitsebene, wo man sich trifft, wo man miteinander redet, wo man sich sicherlich auch einmal kritische Worte sagt.
Wenn der CDU-Fraktionsvorsitzende oder der FDP-Fraktionsvorsitzende hier in den Bahnhof kommt und mit uns redet, sagt der nicht "ihr macht alles toll!", aber man hat eine Ebene, auf der man sich auseinandersetzt und ich glaube, dass sich beide Seiten da ein Stück angenähert haben, wie man denn einen Umgang miteinander pflegt."
Gerd Spiekermann, Bahnhof Langendreer

Bahnhof LangendreerEs gibt ein Gedicht von Erich Fried – "Alte Genossen":

"Du bist wohl wild geworden?", fragt der eine,
der andere antwortet: "und du bist wohl zahm geworden",
da war der Zahme viel wilder als der Wilde.

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