Zimmer mit Aussicht

Die neue Folge von unserer Serie "Wer wohnt denn da?" führt uns diesmal hoch hinaus. In den siebten Stock eines Hochhauses am Werner Hellweg. Dort wohnt seit 46 Jahren die Familie Kloster und schaut seit 46 Jahren auf das Opel-Werk. Aber wie lange noch?


Wohnquartier Laerfeld am Werner Hellweg mit Blick auf das Opel-Werk I

Wohnquartier Laerfeld am Werner Hellweg mit Blick auf das Opel-Werk I Es gab in Bochum mehrere Phasen in der Nachkriegsgeschichte, da wurde kräftig gebaut: In den Fünfziger Jahren der Wiederaufbau, und in den Sechziger bis Siebziger Jahren den Wohnungsbau für Opelaner und Ruhruniversitätsstudenten. Da wurden schnell mal, wie der Volksmund sagte, einhundert Meter Haus errichtet; In die Breite und in die Höhe. Und da trifft man manchmal so typische Bochumer Geschichten, wie hier im siebten Stock am Werner Hellweg, wo die Familie Kloster wohnt. Beginnen wir die Geschichte mit dem schönen Panoramablick über Bochum, den Himmel, und alles, was dazu gehört.

Wohnquartier Laerfeld am Werner Hellweg mit Blick auf das Opel-Werk IHelmut Kloster, Mieter seit 1968
„Das erste ist wenn ich wach werde, das ist morgens um Sieben manchmal um Sechs, da kommt erstmal die Gardine an die Seite und dann sehe ich die Sonne aufgehen; Dann ist das knallrot hier oben!“

Wohnquartier Laerfeld am Werner Hellweg mit Blick auf das Opel-Werk IZimmer mit Aussicht und ein Balkon mit Blick auf die Sonne und auf Opel. Seit 1968, das sind jetzt 46 Jahre, wohnen die Klosters hier; Da gab es Opel schon. Der Sohn arbeitete dort als Werkzeugmacher, die Nachbarn so wie so. Das Quartier Laerfeld war eine Opelsiedlung. Heute werden hier allein 600 Wohneinheiten von der VBW verwaltet. Die hat grade 4,5-Millionen Euro in eine Modernisierung investiert. Trotz des bevorstehenden Endes von Opel, was hier natürlich wehmütig betrachtet wird.

Wohnquartier Laerfeld am Werner Hellweg mit Blick auf das Opel-Werk IGudula Kloster, Mieterin der ersten Stunde
„Man ist mit dem Opel-Werk alt geworden; Der Blick Opel war immer da. Ich hab auch immer Opel gefahren.“

Gudula Kloster stammt, wie die sprachliche Färbung erahnen lässt, aus dem Rheinischen Westen und wenn der siebenundsiebzigjährige Helmut Kloster auf den Dachboden steigt, dann sieht der zwar nur viel Bochum, aber dahinter, am Horizont, kann er im Norden die alte Heimat erahnen; Friesland, Jever, auch dort wurden damals Arbeitskräfte für den Bergbau angeworben.

Helmut Kloster, Mieter seit 1968
„Ich bin mal mit meinem Vater durch Jever gelaufen, kam am Arbeitsamt vorbei, da haben se Filme gezeigt, über den Bergbau. Da haben se natürlich auch gleich gesagt, was man verdienen kann, und da sagt mein Vater: Du kannst an und für sich ja Bergmann werden, da kannst du gut Geld verdienen…“

So landeten sie in der Bochumer Gemeinde Ümmingen, als es die Zeche Dannenbaum noch gab, und dann wurden sie zu (Achtung!) Straßenbau-Vertriebenen. Durch den Neubau von Straßen zur Anbindung von Opel und der Ruhruniversität, wurde ihr altes Haus nämlich abgerissen und im Neubaugebiet „Im Laerfeld“ wurde ihnen etwas Neues angeboten. Unter Anderem: Das Zimmer mit Aussicht.

Gudula Kloster, Mieterin der ersten Stunde
„Dann haben wir da rauf geguckt und da hab ich gesagt: Hier, die nehme ich und keine andere. Keinen drüber, weil wir immer oben gewohnt haben und keinen überm Kopf hatten, das war mir auch wichtig. Und wir sind hier oben, als wenn wir alleine wohnen.“

So leben die Klosters nun also seit 46 Jahren im siebten Stock am Werner Hellweg. Und wenn sie wollten, könnten sie sich nackig auf den Balkon legen und niemand würde es sehen, außer vielleicht der liebe Gott.


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