Jüdisches Leben in Bochum

Die jüdische Gemeinde in Bochum war über Jahre und Jahrzehnte ein fester Bestandteil des städtischen Lebens. Nicht nur vor der Zeit des Nationalsozialismus, sondern auch danach. Wo lebten sie, wo wohnten sie und wo wirkten sie? Ein Stelenweg zeigt die Geschichte - von damals bis heute - denn es gibt auch heute noch eine lebendige jüdische Gemeinde in Bochum.


Stelenweg zeigt die Geschichte des jüdischen Lebens in Bochum

Stelenweg zeigt die Geschichte des jüdischen Lebens in BochumDie Geschichte über die jüdische Gemeinde in Bochum beginnt in der Gegenwart. Um zu zeigen, dass jüdisches Leben in Bochum nicht nur etwas für die Geschichtsbücher, sondern gelebte Geschichte ist. Und das hier ist das Zentrum, die im Jahr 2007 eingeweihte Synagoge der Gemeinde Bochum, Hattingen und Herne. Ein Zusammenschluss von über 1.000 Gläubigen, die eine neue Generation jüdischen Lebens in Bochum darstellen.

Stelenweg zeigt die Geschichte des jüdischen Lebens in BochumEs gibt Menschen, die seit Jahren daran wirken, dass die Geschichte de Juden in Bochum nicht in Vergessenheit gerät. Und dabei geht es nicht nur um die Zeit zwischen 1933 und 1945, sondern auch um die Zeit danach und davor. Zu diesen Menschen gehören Michael Rosenkranz, der Vorsitzende des Gemeinderates der Jüdischen Gemeine, und Manfred Keller, der ehemalige Leiter der Evangelischen Stadtakademie.

Stelenweg zeigt die Geschichte des jüdischen Lebens in BochumEin Blick in das Allerheiligste, den Toraschrank. Lange Zeit lebte die jüdische Gemeine in improvisierten Gebetsräumen, bis im Jahr 2007 die Stadt Bochum ihnen ein neues Zuhause ermöglichte.

Dr. Michael Rosenkranz, Vorsitzender des Gemeinderates der Jüdischen Gemeinde: Stelenweg zeigt die Geschichte des jüdischen Lebens in Bochum„Dieser Ort bedeutet für uns, dass wir endlich wieder einen Ort haben, der uns gehört, an dem wir uns treffen können, an dem wir Gottesdienste durchführen können. Jahrelang, jahrzehntelang nach dem 2. Weltkrieg hatten wir nur provisorische, gemietete, geliehene Orte, an denen wir uns treffen konnten, an den wir Gottesdienste durchführen konnten. Dann hatte der ehemalige Oberbürgermeister Bochums Ernst-Otto Stüber die Idee ‚Jetzt sollte die Jüdische Gemeinde doch mal wieder eine richtige Synagoge haben!‘. Dann wurde ein Architektenwettbewerb ausgelobt, den hat Professor Peter Schmitz gewonnen. Er hat dieses Gebäude gebaut und wir sind sehr froh drüber.“

Stelenweg zeigt die Geschichte des jüdischen Lebens in BochumUm jüdische Geschichte in Bochum sichtbar zu machen hat die Evangelische Stadtakademie vor einigen Jahren damit begonnen, auffällige Text- und Bildstelen an ausgewählten Orten zu installieren. Die erste Stele steht dann passend vor der Synagoge und erzählt etwas über das Leben und Wirken des langjährigen Kantors der Gemeinde Erich Mendel. Von 1922 bis 1939 führte er die Gemeinde durch schwere und dramatische Zeiten, wie Manfred Keller, einer der Initiatoren des Stelenweges weiß.

Dr. Manfred Keller, von 1979 – 2005 Leiter der Evangelischen Stadtakademie: Stelenweg zeigt die Geschichte des jüdischen Lebens in Bochum„Der Kantor hat eine ganz wichtige Rolle im jüdischen Gottesdienst, er leitet des jüdischen Gottesdienst und er leitet auch das Gebet der Gemeinde an. Vieles von dem Gebet ist in liturgische Gesänge gefasst und dieser liturgische Musik des Judentums, der Musik der Synagoge, galt die besondere Leidenschaft von Erich Mendel.“

Stelenweg zeigt die Geschichte des jüdischen Lebens in BochumWo wohnte Erich Mendel? Und wo wohnte das gehobene jüdische Bürgertum im frühen 20. Jahrhundert? Da, wo auch das restliche gehobene Bürgertum in Bochum wohnte, am Stadtpark. An der Ecke Goethestraße/Schillerstraße, in der Nähe des Bergbaumuseums, finden wir die nächste Tafel des Stelenweges.

Dr. Manfred Keller, von 1979 – 2005 Leiter der Evangelischen Stadtakademie: Stelenweg zeigt die Geschichte des jüdischen Lebens in Bochum„Diese Stele zeigt jüdische Familien, die das Leben und die Gestalt in Bochum wesentlich mitbestimmt haben. Es sind die Würzburgers und die Felsentals, die Schülers und die Schoenewalds, und es ist auch Erich Mendel, der hier an dieser Straße wohnte und etwa der Schneider Kaminski, bei dem die gute Gesellschaft Bochums arbeiten ließ. Auf der Rückseite werden exemplarisch die Schicksale von drei dieser Familien vorgestellt, das, was sie bedeutet haben für Bochum aber auch das, was sie erleiden mussten in der Shoah.“

Stelenweg zeigt die Geschichte des jüdischen Lebens in BochumSie waren unter uns und sie waren immer auch ein Teil von uns, nicht nur im Zentrum, sondern auch in den Stadtteilen, wie hier in Langendreer. Jüdische Kaufleute in der alten Kaiserstraße, heute Alte Bahnhofstraße, Kaufhäuser von ‚Kronheim & Samson‘. Die Häuser sind heute noch zu finden, an ihre Geschichte erinnert diese Stele.

Stelenweg zeigt die Geschichte des jüdischen Lebens in BochumDoch Juden waren nicht nur im Bürgertum oder in der Kaufmannschaft, sondern auch bei den ganz normalen Arbeitern zu finden. Deren alters Zentrum war der Springerplatz, ehemals Moltkeplatz. Wo früher im Schatten des Stahlwerkes Bochumer Verein die Menschen wohnten, einkauften und lebten, eigentlich wie heute. Und damals wurde auch schon nicht nach dem Glauben gefragt, sondern nach dem Charakter.

Dr. Manfred Keller, von 1979 – 2005 Leiter der Evangelischen Stadtakademie: Stelenweg zeigt die Geschichte des jüdischen Lebens in Bochum„Hier waren Juden um 1900 und nach dem 1. Weltkrieg, angelockt durch die Möglichkeiten tief im Westen Arbeit und Brot zu finden, hergekommen und sie haben hier gewohnt, als Arbeiter, als kleine Händler, als Handwerker.“

Stelenweg zeigt die Geschichte des jüdischen Lebens in BochumErwähnenswert ist hier übrigens, dass der direkte Nachbar, die Diakonie Ruhr, die Patenschaft über die Stele übernommen hat. Wie übrigens auch das Kaufhaus Baltz, als Pate über die Stele an der Schützenbahn, wo zwischen den historischen Bauten der Kaufhäuser und Sparkasse Hinweise auf de ältesten Spuren der Stadt und er jüdischen Gemeinde zu finden sind.

Stelenweg zeigt die Geschichte des jüdischen Lebens in BochumAn dieser Stelle war schon immer Betrieb, so hielt es auch schon der Stadtchronist Carl Arnold Kortum in seiner Zeichnung fest, inklusive der ersten Synagoge.

Stelenweg zeigt die Geschichte des jüdischen Lebens in BochumWie gesagt, sie waren schon immer ein Teil von uns, bis im Jahr 1933 die Zerstörung dieser Gemeinschaft begann. Bilder der zerstörten Synagoge, wo heute nur noch eine Gedenktafel an den Ort und die Zeit erinnert. Mehr Informationen gibt es auf der benachbarten Stele, wo es um das alte Zentrum jüdischen Lebens in Bochum geht.

Dr. Manfred Keller, von 1979 – 2005 Leiter der Evangelischen Stadtakademie: Stelenweg zeigt die Geschichte des jüdischen Lebens in Bochum„Wir befinden uns hier an dem Ort, an dem 80 Jahre lang, zwischen 1861 und 1941, das Herz der jüdischen Gemeinde schlug. Hier konnte die Gemeinde endlich in der Größe, die sie damals hatte, nämlich über 1.000 Mitglieder, ihr Gemeindeleben entfalten. Ein soziales Leben, ein gottesdienstliches Leben und ein kulturelles Leben. 1938 wurde diese Synagoge niedergebrannt und zwei Jahre später musste auch die jüdische Schule geschlossen werden, nachdem sie einige Zeit als Judenhaus gedient hatte, wo die jüdischen Familien kurz vor ihrer Deportation in einzelnen Klassenräumen zusammengepfercht waren.“

Stelenweg zeigt die Geschichte des jüdischen Lebens in BochumUnd dann gab es tatsächlich Bochumer Juden, die nach 1945 zurück in ihre Heimatstadt kamen. Der erste behelfsmäßige Gebetsraum fand sich im ‚Alten Amtshaus‘ an der Brückstraße, wo das zarte Pflänzchen einer neuen jüdischen Gemeinde gehegt und gepflegt wurde. Es folgten viele Jahre der Improvisation, aber eine Konstante gab es während dieser Zeit.

Stelenweg zeigt die Geschichte des jüdischen Lebens in BochumUnd das war der jüdische Friedhof an der Wasserstraße, der die Zeit des Nationalsozialismus relativ unbeschadet überstanden hat und noch heute die Gräber aus mehreren Jahrhunderten und auch aus den letzten Jahren beheimatet. Und da werden es wieder viel mehr, denn die jüdische Gemeinde wächst, sie lebt. Aber was wäre ein Leben ohne Geschichte, und die wird durch den Stelenweg sichtbar gemacht.

Dr. Michael Rosenkranz, Vorsitzender des Gemeinderates der Jüdischen Gemeinde: Stelenweg zeigt die Geschichte des jüdischen Lebens in Bochum„Das Judentum hat ‚Gott sei Dank‘ den Holocaust überlebt, Juden haben den Holocaust überlebt und es gibt auch heute lebendiges Judentum und wir sind froh, dass wir es heute ohne Bedrohung ausleben können.“

Dr. Manfred Keller, von 1979 – 2005 Leiter der Evangelischen Stadtakademie: Stelenweg zeigt die Geschichte des jüdischen Lebens in Bochum„Der Stelenweg möchte zeigen, dass jüdische Geschichte sich nicht begrenzt auf zwölf Jahre zwischen 1933 und 1945, sondern, dass diese Geschichte vier Jahrhunderte umfasst Bürger und bürgerliches Engagement von Seiten der Juden, sowohl vor 1933 als auch nach 1945. Juden sind nicht Vergangenheit, Juden sind Teil der lebendigen Stadtgesellschaft.“

Stelenweg zeigt die Geschichte des jüdischen Lebens in BochumEin starkes Projekt und eine starke Geschichte. Dank der Evangelischen Stadtakademie wird jüdisches Leben in Bochum sichtbar, und das auf Schritt und Tritt.


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