Pornoladen

Psst, wo gibts´ einen Pornoladen? Im Schauspiel Essen! Dorthin sind wir einer Bochumer Sexualbegleiterin gefolgt. Schauspieler und Sexworker verrichten hier gemeinsam in der intimen Casa ihre Arbeit, mit oder ohne. Tabus, Vorurteile und Klischees. Für dieses Theaterprojekt wurden gesucht: Sexarbeiter (m/w) aus dem Unterleib der Stadt. Gefunden wurden mutige Menschen, die bewegende und berührende Geschichten zu erzählen haben. Schauspielerei und Prostitution, einst gleichermaßen verrucht. Ein Blick hinter die Kulissen der ältesten Gewerbe der Welt.


Pornoladen Essen, Schauspiel aus dem Unterleib der Stadt

Pornoladen Essen, Schauspiel aus dem Unterleib der Stadt „Erstmals, wird das älteste Gewerbe der Welt tatsächlich zu einem Gewerbe. Einiges hat sich also getan seit dem Beginn der Zeit. Prostitution ist jetzt eine legale, sozialversicherungspflichtige und stark angefragte Erwerbstätigkeit."

"2012 nimmt sich das Schauspiel Essen des Themas an."

"Westdeutsche Allgemeine Zeitung! 7. September 2012! Schauspiel Essen will über Sex reden! Interviewpartner für Theaterprojekt gesucht! In den kommenden Monaten entsteht am Schauspiel Essen ein ungewöhnliches Theaterprojekt! Gemeinsam mit Huren, Strichern und Pornodarstellern! Der Regisseur Marc-Oliver Krampe, will ein Stück mit dem Titel 'Pornoladen' aus dem Unterleib der Stadt erarbeiten! Die Premiere wird im Mai nächsten Jahres in der Casa sein! Derzeit sucht das Schauspiel Essen noch Menschen, die bei dem Projekt mitmachen möchten!"

"Interessenten melden sich bitte unter der Telefonnummer 01028122338, oder unter marc-oliver.krampe@schauspielessen.de..."

"Vielleicht zu aller erst mal ’ne Frage?"
"Ja, und zwar: Wer von ihnen, war denn mal bei einer oder einem Prostituierten? Mal so ganz privat, jemand schon mal da gewesen? Das schon mal getan?"
"Ne, ne… Noch niemand! Klar, natürlich nicht!"
"Oder vielleicht doch? Nein?"
"Gut, für die Leute heute Abend, die also gar keine Ahnung von diesem Thema haben, haben wir eine kleine Vorbereitung vorbereitet…"
Dialoge aus dem Theaterstück „Pornoladen“
Pornoladen Essen, Schauspiel aus dem Unterleib der Stadt „Seit Jahren, die ich schwanger mit diesem Projekt bin, war ich in einem Sexvideoladen und war wahnsinnig fasziniert von der Atmosphäre da drin; Ich und die andern Männer (es waren nur Männer, die da standen und sich ihre Videos ausgesucht haben), das war so’ne Atmosphäre von totaler Anonymität. Es ist vollkommen egal, möglicherweise ist er der Bankmanager, er arbeitet am Fließband, ich bin Student, es ist aber egal; Jetzt geht es nur um solche banalen Dinge wie sexuelle Entspannung finden, oder so, nach einem wahnsinnig anstrengenden Arbeitstag, oder so war es in meiner Fantasie, das hat mich total berührt und da hab ich die Idee bekommen, dem mal auf den Grund zu gehen, diesem Sex-Business.“ Marc-Oliver Krampe, Regisseur
Pornoladen Essen, Schauspiel aus dem Unterleib der Stadt "Ein rasanter Anstieg von billigen, teils illegalen, Arbeitskräften aus dem Ausland krempelt den Sexmarkt um und sorgt für einen allgemeinen Preis- und Sittenverfall."

"Ich musste mich also neu erfinden, das war ein langer und schmerzhafter Prozess. Was soll ich nur machen, was geht denn noch? Ich hab dann geschaut, was kann ich denn gut? Ich kann gut Menschen spüren. Also auch in ihre Körperlichkeit und in ihrer sexuellen Energie. Und dann hab ich mich erstmal erschrocken, weil ich mir dachte: Ich kann doch mit Sexualität kein Geld verdienen." Dialoge aus dem Theaterstück „Pornoladen“
Pornoladen Essen, Schauspiel aus dem Unterleib der Stadt "Hatte wahrscheinlich sogar schon Aids. Er sah komplett ausgemergelt aus und kraftlos und hatte auch nur zwei Zähne im Mund, und ich bin eigentlich auch nur zu ihm hin, weil ich ihm die Tür nach draußen aufhalten wollte. Und dann spricht er mich an und sagt, dass er’s ja ganz geil fände, in einem Porno mitzumachen, ob ich eine Nummer für ihn hätte. Ich hab ihm dann auch gesagt: ‚Ich verkauf die Sachen hier nur, ich kann dir damit jetzt nicht weiterhelfen.’ Und da meinte er: ‚Schade’ und fuhr raus. Und auf dem Boden hinterließ er eine riesengroße Lache; Der Katheter war ihm ausgelaufen. Dialoge aus dem Theaterstück „Pornoladen“
Pornoladen Essen, Schauspiel aus dem Unterleib der Stadt „Was mich berührt hat ist, dass die Darsteller wirklich ein besonderes ‚Bewusstsein’ hatten, ihre Geschichten erzählen zu wollen und tagtäglich mit neuen Strichvorschlägen kamen oder täglich mit neuen Themenkomplexen kamen, die unbedingt noch erzählt werden müssen und die rein müssen, wo der Regisseur natürlich sagen muss: ‚Okay, wir müssen hier auch bald in der zwei Stunden-Grenze bleiben; Es geht leider nicht.’ Und es tut einem dann auch leid um jeden Strich, den man machen muss, weil die Geschichten an sich sehr berührend sind.“ Lisa Jopt, Schauspielerin
Pornoladen Essen, Schauspiel aus dem Unterleib der Stadt „Ich hatte mal einen Klient, der war Gymnasialrektor, und der ist auch noch mit Laptop und Spiegel unterm Arm ins Altenheim eingezogen. Und dann kam die fortschreitende Demenz. Und der hat den Mitarbeiterinnen da in der Einrichtung dann Sachen gesagt, also die haben sie mir gar nicht wiederholt, so übergriffig waren die; Und den hab ich dann einmal im Monat besucht. Und dann hab ich auf seinem Bett gesessen, manchmal war ich angezogen und manchmal war ich auch nicht angezogen, und das hat ihm unheimlich viel bedeutet, weil der so auf seine ganz alten Tage einen Raum von Intimität erleben konnte. Mit mir.“ Dialog aus dem Theaterstück „Pornoladen“
Pornoladen Essen, Schauspiel aus dem Unterleib der Stadt „Ich glaube, das kann man sich nicht vorstellen, wenn man noch nie beim Theater war, dann hat man irgendwie da keinen wirklichen Plan von. Es war bekannt, dass es sehr viel arbeit ist, aber dass es dann doch so anstrengend ist, dass ich irgendwie so schwer ins Bett komme, das hätt’ ich nicht gedacht, aber ich würde es wieder tun! Auch wenn es so viel arbeit ist, ich würd’ es wieder tun.“ Catharina König, ausgebildete Sexualbegleiterin
"Und man kann hier eine kleine Runde fahren, oder die große Runde. Und verteilt auf dem Platz stehen dann die Uschis."

"Einen wunderschönen guten Abend, herzlich willkommen! Herzlich willkommen zur Goldenen Spurrille 2013, die dieses Jahr verliehen wird, meine Damen und Herren! Wunderschönen guten Abend, Sie werden sich sicher fragen: Die goldene Spurrille 2013, wer wird es sein? Sie sind aufgeregt, wir sind aufgeregt. Die goldene Spurrille wird jedes Jahr von den Prostituierten und Strichern verliehen, die einfach die Schnauze voll haben, die komischen Tankfahrer und Gaffer über sich ergehen zu lassen. Kommen jedes Mal und fahren und fahren und glotzen und glotzen und lassen keinen Cent da, außer die fünfzig Euro an der Tankstelle. Hier sind die Top Five anwesend, die natürlich tierisch aufgeregt sind! Wer wird gewinnen? Jetzt kommt Lisa, meine Assistentin, um mir den Gewinner zu überreichen! Vielen Dank; Wärst du so freundlich und hältst mal die Goldene Spurrille? Wer hat es dieses Jahr geschafft? Wer wird es sein?! Natürlich: Max Mustermann!" Dialoge aus dem Theaterstück „Pornoladen“

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„Erstmal hab ich alle Fachliteratur zum Thema gelesen, die es gibt; Das war vom Boden nach Oben ein zwei Meter Buchstapel. Dann hab ich mir als Nächstes alle Beratungsstellen zum Thema gesucht, die es hier im Ruhrgebiet gibt, das sind vier, die sind auch alle mit im Boot, und hab dann da lange Gespräche immer und immer wieder mit den Mitarbeitern dort geführt und in deren Bibliotheken mich rumgetrieben, bin dann mit einer Beratungsstelle auch auf den Schwulenstrich gefahren, hab da also ein nächtliches Praktikum gemacht und da war ich tatsächlich inkognito unterwegs, weil die Sozialarbeiter natürlich ein Vertrauensverhältnis zu ihren Klienten haben und die jetzt nicht das Gefühl bekommen sollten, dass die da jetzt irgendwelche Theaterleute auf den Wackel schleppen, also hab ich mich da wenigstens als Theaterpädagoge ausgegeben um denen so ein Bisschen zu erklären, was ich hier mache.“ Marc-Oliver Krampe, Regisseur
Pornoladen Essen, Schauspiel aus dem Unterleib der Stadt "Drei Jahre war ich im Hochsicherheitstrakt, Totalisolation, weil: Ich habe hundertzwanzig Gefangene mobilisiert und dann haben wir 1,2-Millionen Schaden angerichtet. Meine Frau kennen gelernt, hab ich im offenen Vollzug. Sie kam da rein mit ihrer Tochter und ich hatte zu der Zeit ein Atelier… Meine Frau, die Hure, ist für mich eine Heilige, sie ist meine Erlösung."

"Ich hatte mal einen Enkel, der hat sich für seinen Großvater auf die Suche gemacht. Der war schon über neunzig Jahre alt und er war über sechzig Jahre verheiratet gewesen. Und dann ist ihm die Frau gestorben und ihm fehlte halt der Körperkontakt. Und der Enkel hat gesagt: ‚Mein Großvater hatte ein schweres Leben und er soll jetzt noch mal was Schönes haben.’ Und dann hat der mich bestellt, damit sein Großvater noch mal was Schönes erlebt."
Pornoladen Essen, Schauspiel aus dem Unterleib der Stadt "Das sind Frauen aus allen Ländern dieser Welt und jeden Alters, auch aus Deutschland. Diese Frauen tragen psychische und physische Verletzungen mit sich, ihr Leben lang, und wir Sprechen hier nicht von kleinen Schnittwunden an den Fingern; Ich habe Frauen getroffen, die sind so stark traumatisiert, die können nachts nicht mehr ohne Licht schlafen, oder alleine schlafen. Ich habe Frauen getroffen, denen wurden zur Strafe Glassplitter in die Vagina eingeführt. Ich habe junge Mädchen getroffen, die von den Tätergruppen erpresst wurden; Denen wurden Fotos ihrer kleinen Geschwister gezeigt und so sind die denen hinterher gelaufen und haben alles gemacht, was die wollten. Ich habe Frauen getroffen, denen wurden, um sie gefügig zu machen, Drogen gespritzt; Oder auch, um sie hinterher noch abzuschrecken, Urin und eine Mischung aus Dreck. Ich habe Frauen getroffen, die wurden Jahre lang eingesperrt und mussten Freier wie am Fließband bedienen, und zahlen jetzt mit ihrer Gesundheit dafür, diese Frauen haben HIV zum Beispiel." Dialoge aus dem Theaterstück „Pornoladen“
„Auf der einen Seite Grenzen zeigen und Richtungen vorgeben, Disziplin einfordern, auf der anderen Seite Verständnis haben für Menschen, die tatsächlich auch schon acht Stunden am Tag gearbeitet haben und dann im Anschluss noch, wenn andere Leute Feierabend machen und schlafen gehen, zu einer Probe kommen.“ Lisa Jopt, Schauspielerin
"Und dafür lass ich mich doch gern mal ein Bisschen ausbeuten, oder auf das ein oder andere unmoralische Angebot ein… Sie! Womit verdienen Sie ihr Geld?"

"Sag mal, will deine Tochter auch Sexarbeiterin werden?"
"Ich hab nicht den Eindruck, aber man weiß ja nie. Sollte sie sich für diesen Job entscheiden, würde ich ihr all meine Berufserfahrung mit auf den Weg geben. Das würde man in allen anderen Branchen ja auch so machen."

Pornoladen Essen, Schauspiel aus dem Unterleib der Stadt
"In den Sexshop kam einmal im Monat eine Mutter mit ihrem behinderten Sohn. Sie war so mitte-fünfzig und er war mitte-zwanzig. Und er durfte sich dann immer schwule Softporno-Heftchen aussuchen, die die Mutter dann bezahlt hatte. Und das fand ich rührend; Da ist ne Mutter, die hat ’nen behinderten Sohn, und die hat’s so schon schwer genug, und jetzt ist der auch noch schwul und hat seine Wünsche und Triebe, und dass sie das unterstützt und mit ihm in unseren Laden kommt, das fand ich, ist ’ne Geschichte wert."

"Denk doch nur mal an die Bedürfnispyramide nach Maslow, und das lassen Sie sich jetzt mal auf der Zunge zergehen; Da wird Sexualität als menschliches Grundbedürfnis benannt, neben Essen und Trinken, Atmen und Schlafen, und es würde auch keiner auf die Idee kommen, der Klient sollte jetzt nicht mehr essen, dafür sind wir nicht zuständig!" Dialoge aus dem Theaterstück „Pornoladen“
Pornoladen Essen, Schauspiel aus dem Unterleib der Stadt „Mein Umfeld brauchte ich auf keinen Fall zu fragen, aber ich habe überlegt, weil ich sehr kritisch bin, aufgrund der Erfahrung, die wir mit den Medien halt machen; Wir haben keine Lust, uns verbrennen zu lassen, oder dass es jetzt zur sexistischer Voyarismus halt geht, und da war nach dem ersten Abend uns auch noch nicht klar, ob wir weiter machen. Dann haben wir einen Mailaustausch mit Marc gehabt und der hat sehr toll drauf reagiert und da sind wir halt zur dritten Probe (eine Probe mussten wir aussetzen) gekommen und da fühlten wir uns total aufgehoben und haben gesehen, dass sich das Projekt auf jeden Fall mitzumachen lohnt.“ Fraences Funk, Moderne Wanderhure, seit 30 Jahren im Geschäft
Pornoladen Essen, Schauspiel aus dem Unterleib der Stadt "Unterstützen Sie den Freiheitskampf der Sexarbeiter in Deutschland!"

"Die Preise sind gepurzelt, dass wissen auch die Kunden, und dementsprechend ist auch immer dieses Rumgejanke und Rumgefeilsche um den Preis, diese ‚Geiz ist Geil’- Mentalität, dieses ‚Ach ne, noch’n Bisschen niedriger’, da fühl ich mich manchmal wie ein Teppichhändler auf dem türkischen Bazar."

[Mit provokativ osteuropäischem Akzent] "Aber wisst ihr, was Swetlana immer sagt? 'Hand' mach ich für 20€, weißt du, 'Lutschi' für 50€, und 'Russisch' für 70€; Und für dich, in Wanne oder vor Klo für 100€. Weißt du, kannst du mir geben Nummer nach…"

"Und erst neulich noch, da haben wir einen Anruf gekriegt, von einem der Krankenhäuser hier aus Essen, da wurde eine Schwangere, eine junge Frau, eingeliefert, die einfach aus dem Auto gestoßen wurde, weil sie einfach nicht mehr von Nutzen war. Diese Frau, und auch das Kind, konnte gerettet werden. Das Kind wurde mit einem Gewicht von 500 Gramm auf die Welt gebracht, also kann man sich das anhand einer Packung Hackfleisch vorstellen. Die Tätergruppe ist bis heute noch nicht gefasst worden. Aber, Gott sei Dank, muss ich sagen, überwiegen die guten und die schönen Tage. Und ich will natürlich nicht bei Aldi an der Kasse arbeiten; Ich will mit einem Nachtfalter alt werden. Und besonders wenn ich durch die Straßen gehe, oder sei es der Kirmesplatz, die Stahlstraße oder irgendwo in den Clubs, und ich treffe auf die Frauen mit ihren Geschichten, dann muss ich sagen, ja, dann bin ich richtig. Neulich erst, da war ich noch in einem Club und da teilt mir eine junge Frau mit, dass sie jetzt ein Fernstudium angefangen hat und der Clubbetreiber so cool war, dass er ihr jetzt einen Schreibtisch hergerichtet hat, wo sie jetzt in den Pausen ihre Arbeiten schreiben kann. Oder wenn ich die Domina besuche, in ihrem Prügelstübchen, und sie mir erzählt: 'Du, ich verprügle die Männer von Herzen', dann weiß ich, ich bin richtig." Dialoge aus dem Theaterstück „Pornoladen“
Pornoladen Essen, Schauspiel aus dem Unterleib der Stadt „Durch den Kontakt zu Madonna, in Bochum halt, da hat man mir dann halt davon erzählt. Vorher hatte Marc ja mit den Sozialarbeitern gesprochen, die hatten einen guten Eindruck von ihm und da hat er gesagt: ’Okay, aufgrund von Sex-Work Deutschland wäre das ja auch ’ne Möglichkeit, zu kooperieren.’ Und dann haben wir einen Termin ausgemacht und dann haben wir halt ein Interview gegeben und haben gesagt, wir wären bereit, das auch auf die Bühne zu bringen.“ Fraences Funk, Moderne Wanderhure, seit 30 Jahren im Geschäft
„Ich habe sehr lange noch vor dem ersten Treffen überlegt und einmal musst ich prüfen, ist das auch etwas wo ich die Chance habe, gut rüber zu kommen, oder geht es um irgend so was Voyaristisches, das hätte ich nicht gewollt, und ich musste auch sehr intensiv prüfen, ob ich diese viele Zeit, die dafür auch zur Verfügung gestellt werden musste; Ob ich überhaupt die Zeit und die Kraft habe, das alles in das Projekt rein zu stecken.“ Catharina König, ausgebildete Sexualbegleiterin
Pornoladen Essen, Schauspiel aus dem Unterleib der Stadt "Ich schätz den mal so auf fünfzig Jahre alt, der hat gesagt, er hätte in seinem ganzen Leben noch nie eine Frau gehabt, und da wusste ich nicht, wo ich vor lauter Bedauern überhaupt hingucken sollte. Das ist für mich ein ganz großes Stück nicht gelebten Lebens."

"Selbstbestimmung, ist ein wichtiges Thema für die behinderten Menschen, und Selbstbestimmung ist die kleinste Form von selbst bestimmter Sexualität. Haben Sie da schon mal drüber nachgedacht?"

"Da fragen wir jetzt noch ein Mal: Wer von Ihnen, war schon einmal bei einer oder einem Prostituierten?" Dialoge aus dem Theaterstück „Pornoladen“
Pornoladen Essen, Schauspiel aus dem Unterleib der Stadt "Da waren die Sozialarbeiter, da waren Stricher, da war ein Pornodarsteller, da war ein ‚Alt-Gangster’, der jetzt in der Presse als ‚irgendein Knacki’ rumgeistert; Das war ein sehr schwerer Kampf, zu lernen, hinzu zu lernen von den Anderen, was die mitbringen, und jetzt gemeinsam, im Team jetzt, da etwas wachsen zu lassen, das überhöht dem Publikum dann vorgestellt werden kann, als Bild und als Botschaft." Günter Funk, Ingeborg-Drewitz-Literaturpreisträger
"Es hat mich aber sehr stark überrascht. Das war eine Zeit, die ich nicht missen möchte. Es war sehr viel Kraftaufwand, grade kurz vor der Prämiere gegen die heiße Probephase halt; Also verändert hat es mich nicht, würde ich sagen, eher bereichert." Fraences Funk, Moderne Wanderhure, seit 30 Jahren im Geschäft
Pornoladen Essen, Schauspiel aus dem Unterleib der Stadt "Ich denke, es sollte ein Menschenrecht sein, dass ein Jeder sein Gefängnis abreißen darf; Koste es, was es wolle!" Dialog aus dem Theaterstück „Pornoladen“
"Ja, wir müssen versuchen, dass wir diese Stigmata, die anderen Anheften, dass wir das einfach mal sein lassen; Dass wir zusammenkommen und wieder neugierig auf einander werden. Und das haben wir hier erlebt; Wir sind neugierig auf einander geworden, das war eine großartige Veränderung, und dafür möchten wir uns auch bei Marc-Oliver Krampe sehr herzlich bedanken. Ich weiß schon, das ist ihm immer sehr unangenehm, weil das ein sehr bescheidener Mensch ist" Günter Funk, Ingeborg-Drewitz-Literaturpreisträger
Pornoladen Essen, Schauspiel aus dem Unterleib der Stadt "Also über den politischen Inhalt und das Sendungsbewusstsein (was man ja mit so einem Bürgerprojekt hat) hinaus, geht es erstmal darum, denen beizubringen, was es heißt, als Performer auf der Bühne zu stehen und nicht zu spielen. Das ist ja mein Anspruch, dass ich die Laien nun nicht ausgerechnet in dem vorführe, was sie nicht können. So Figurendarstellung oder Schauspielern, sonst müssen Schauspieler ja immer vier Jahre lang auf die Schauspielschule gehen. Also denen zu sagen: 'Spielt nicht!', dann aber doch eine große Präsenz mit denen zusammen zu erarbeiten und dann auch sprachlich mit denen ein Sendungsbewusstsein zu erarbeiten; Dass man die einfach hört, das ist eigentlich eine sehr große Arbeit, weil die meisten von denen, da hätte man am Anfang der Arbeit grade mal gehört, dass sie überhaupt sprechen, aber nicht was." Marc-Oliver Krampe, Regisseur
Pornoladen Essen, Schauspiel aus dem Unterleib der Stadt "Bei manchen aber durchaus mit einem Risiko, weil Familienmitglieder kommen könnten, die das vielleicht noch nicht so im Detail wissen, wie diese Arbeit abläuft, oder wie deren Haltung genau ist. Das bewundere ich tatsächlich sehr, das hat mich sehr berührt und da hab ich selber von profitiert, als Schauspielerin, die ich an dem Abend nicht das mache, was ich sonst mache, ich bin ja irgendwie schon mehr als einfach nur Tänzerin oder so, aber ich konnte mich dafür gut zurückstellen, weil ich diesen Abend gerne unterstützen möchte, oder denen verhelfen möchte, ihre Geschichten zu erzählen. Pole Dance; Da stellt man sich vor, dass das sexy Girls sind, die irgendwie im Tabledance-Bereich unterwegs sind, da so ein bisschen nett an der Stange rumfingern, tatsächlich ist Pole Dance mittlerweile eine Disziplin der Leichtathletik; Ich hatte drei Monate unterricht in einem Tanzstudio, bei 'ViDance', hier in Essen. Es war super anstrengend, überall blaue Flecken, es tut weh, und ich dachte immer: Das ist ein Sport, so dumm können echt nur Weiber sein! Es sieht erotisch aus, es macht irgendwie an; Es tut total weh, man muss sich die Tränen runterschlucken im Training und keiner merkt es, keiner weiß es. Aber ich bin total froh und dankbar, dass ich das lernen durfte, weil es tatsächlich ein super Körpertraining ist und wahnsinnig viel Spaß macht. Und ich habe Hochachtung vor den Frauen, die da noch ganz andere Figuren an der Stange zaubern können." Lisa Jopt, Schauspielerin
Pornoladen Essen, Schauspiel aus dem Unterleib der Stadt Dialog aus dem Theaterstück:
"Es gab Phasen in meinem Leben, wo ich gesagt habe: Ich möchte gern was andres machen. Das hat aber nur drei Monate lang gedauert. Ich bin Francis. Ich habe die letzten dreißig Jahre als Hure durchgearbeitet, mich für die Hurenbewegung und die Menschenrechte eingesetzt. Heute bin ich eine erfahrene, selbst bestimmte, freie und streitbare Althure!"
"Wir zeigen Flagge!"
"Wir sind keine Opfer!"
"Wir haben Lust auf unsere Rechte!""Wir sind freie, selbst bestimmte Sexworker, …"
"… die sich bewusst für einen Beruf entschieden haben…"
"… UND DAZU STEHEN!"
Dialog aus dem Theaterstück „Pornoladen“

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