Tag der Opelaner

50 Jahre Opel Bochum - da sollte eigentlich gefeiert, geschunkelt und erinnert werden. Doch das Gegenteil war der Fall. Detroit und Rüsselsheim erklärten das endgültige Aus für den Standort Bochum und sahen deshalb ein Jubiläumsfest als überflüssig an. Da hatten sie aber dann die Rechnung ohne die Bochumer Opelaner gemacht. Die feierten trotzdem. Ein Solidaritätsfest mit ganz Bochum. Und da wurde nicht nur ohne den Vorstand gefeiert, sondern auch gegen ihn.


Opel-Solidaritätsfest in der Bochumer Innenstadt am 3. März 2013

Opel-Solidaritätsfest in der Bochumer Innenstadt am 3. März 2013 Fahnen. Menschen. Menschen mit Fahnen. Vor über fünfzig Jahren standen an dieser Stelle schon Menschen aus Bochum, Herne und Witten und demonstrierten gegen Stellenabbau. Damals war es der Bergbau, dann kam die Rettung: Opel, ein riesiges Automobilwerk mit vielen Arbeitsplätzen. Doch damit ist bald Schluss, also demnächst, spätestens 2016, doch das wird nicht leise passieren; Das zeigen diese Bilder.Eine Solidaritätsveranstaltung in Bochum, für die Opelaner. „Wir bleiben Bochum“, das muss man einfach sympathisch finden; Diese Halsstarrigkeit, dieser Trotz. Opelaner, Bürger, Künstler, alle waren da, an diesem historischen Tag für Opel Bochum. Ein Blick vom Rathausbalkon: Der Platz dicht gesäumt, der Bongard-Boulevard voll, und es kamen immer noch mehr. Welch ein Zeichen für alle, die des Kämpfens nicht müde werden.

Opel-Solidaritätsfest in der Bochumer Innenstadt am 3. März 2013 Reporter
„Opel Bochum war schon oft tot und Sie mussten immer versuchen, das Leben zu erhalten. Ist das so ein Tag wie heute, der Ihnen da noch die Kraft dafür gibt?“
Rainer Einenkel, Opel-Betriebsratschef
„Ich glaube, Solidarität ist der Zaubertrank, den wir brauchen, da haben wir heute ne ganze Menge von gekriegt und das läuft ja weiter. Ich glaube wir haben nicht ganz damit gerechnet, dass die Menschen in so einer großen Zahl hier zu uns kommen, bei diesem Wetter, und sagen: ‚Ihr seid nicht alleine!’ Das ist wichtig, was wir hier heute erleben, und das gibt uns Kraft, Kraft weiter zu kämpfen und nicht aufzugeben.“

Bochum war nicht allein an diesem Tag: Aus anderen Opel-Werken, anderen Autowerken, aus allen politischen Lagern kamen sie. Mittendrin: Der Betriebsratsvorsitzende, der die Bochumer Opelaner lobte und ihre Chefs in Detroid, Rüsselsheim und anderswo schwer anzählte. Die Rollen waren an diesem Tag klar verteilt.

Opel-Solidaritätsfest in der Bochumer Innenstadt am 3. März 2013 Reporter
„Es gibt einen bösen Buben bei all dieser Geschichte, das ist nämlich-“
Hennes Bender, Opel-Kind
„Ich bin gerne der böse Bube, ich bin gerne der Buh-Mann, der Arsch, sachet doch!“
Reporter
„In dem Fall gibt es da einen, der größer ist, und zwar das Opel-Werk,oder überhaupt der Vorstand von Opel, der hier sogar gedroht hat ‚Wir machen den Laden eher zu’; Also irgendwann hört’s doch mal auf, oder?“
Hennes Bender, Opel-Kind „Ich hätte es sowieso ganz anders gemacht; Ich hätte als Betriebrat gesagt: ‚Die Bänder stehen still, seht zu, wie ihr klar kommt.’ Aber das ist natürlich nicht im Sinne vom Betriebsrat, die wollen natürlich die Arbeiter solange wie möglich beschäftigen, damit die noch Geld kriegen, dass ist ja auch der Sinn. Ich hab’s schon mal gesagt: Das ist Schadensbegrenzung, was wir hier machen.“

Aus der Abteilung Kampf gegen den Abstieg waren auch Botschafter erschienen. Wie schon so oft zuvor: Bochum ist da, wenn es dem VfL schlecht geht und der VfL ist da, wenn es Bochum schlecht geht.

Opel-Solidaritätsfest in der Bochumer Innenstadt am 3. März 2013Marcel Maltriz, Spieler VfL Bochum 1848
„Wir waren vor ein paar Jahren bei einer Veranstaltung von Nokia; Ist dann auch den Bach runter gegangen. Und jetzt mit Opel wieder so ein großes Unternehmen, das ist natürlich schade für die Region.“

Welchen Wert haben nun am Ende des Tages solche Bilder? Von wehenden Fahnen und starken Worten? Die Bochumer Oberbürgermeisterin ist da nicht die richtige Ansprechpartnerin. Ihr muss man viel eher die Frage stellen, wie es in Bochum weitergeht, wenn bei Opel nichts mehr geht.

Opel-Solidaritätsfest in der Bochumer Innenstadt am 3. März 2013 Reporter
„Sie müssen ja eigentlich schon in die Zukunft denken, für Sie ist das ja Werk in ihrer Planung eigentlich schon geschlossen, oder?“
Dr. Ottilie Scholz, Oberbürgermeisterin
„Nein, so würde ich das nicht sehen, sondern die Frage wird sein: Was schließt sich an? Das kann zu tun haben mit Arbeitsplätzen aus der Automobilbranche, aber wir denken eben auch über industrielle Fertigung allgemein nach. Da werden wir uns anstrengen müssen, dass wir hier auch neue Wege gehen.“

Solidarität aus Tradition ist ein alter Bergmannspruch. Damals, als die Zechen schlossen, dachte man, auch in Bochum ist jetzt Schicht im Schacht, doch es ging weiter. So stehen hier in fünfzig Jahren vielleicht wieder Menschen aus Bochum, Witten und Herne, und zeigen Solidarität.


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